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Von Cuxhaven nach Otterndorf

Dienstag, 14. August 2018

Von Mělník nach Čelákovice

Aus Mělník heraus führen Hauptstraßen...

...und dieser abenteuerliche Weg nach unten.

Seit die Moldau uns verlassen hat, ist nicht nur die Anzahl anderer Radler, sondern auch die Wegqualität deutlich gesunken. Am Ufer führen nun Wege aus festem Staub und kontraproduktiver, holpriger Pflasterung entlang. Die scharfen Steine schlitzen sogar Fahrradschläuche auf. Die meisten radeln daher auf Trampelpfaden links und rechts vom Pflaster. Neben dem Weg gibt es Industrieruinen und Fische zum Füttern.

Das Chemiewerk in Neratovice hat früher viel Gift in die Elbe gekippt. Heute offenbar nicht mehr so viel. Immerhin wachsen hier Seerosen.

Nach einigen Flussbiegungen aus reinem Wald tauchen Villen und Hütten am Ufer auf. Auf Schildern steht freundlich: "Verlangsame! Kinder und ein Hund in 400 m" oder weniger freundlich "Achtung, Waffenbesitzer."

Kostelec nad Labem besteht aus zerbröckelnden Häusern an einer Hauptstraße.

Allerdings konnten wir dort ans andere Ufer im Süden fahren, wo mal wieder ein guter Asphaltweg verläuft. Rasthütten, Spielplätze und Sportgeräte sind an der tschechischen Elbe generell häufig vertreten. Hier gibt es zudem statt einer Hinweistafel Lautsprecher, wo Informationen vorgelesen werden. Um den Strom dafür zu erzeugen, muss man zuerst an einer Kurbel drehen.

Tschechien ist ja generell ein sehr bergiges Land. Deshalb ist dieses breite Elbtal die einzige grüne Stelle in einer physischen Karte Tschechiens.
In der Elbe schwimmen sogar Pferde.

Nun stoßen wir auf eine Doppelstadt: Am Nordufer, etwas weiter vom Ufer entfernt, liegt Stará Boleslav, am Südufer Brandýs nad Labem. Wie alle Elbstädte, die etwas auf sich halten, haben beide ein Stauwehr in der Mitte. Es war wegen der Trockenheit geschlossen. (Mit jedem Stauwehr scheint die Elbe flussaufwärts weniger Niedrigwasser zu haben.)
Brandýs ist etwa 400 Jahre jünger als Boleslav und war schon lange offen für andere Glaubensrichtungen, Boleslav ist hingegen sehr katholisch. Trotz dieser Unterschiede wurden die Städte 1960 zusammengelegt, die Einwohner waren einem Referendum zufolge dafür.

Als ich nach Brandýs reinfuhr, stieß ich zuerst auf einige beschriftete Steine. ("Fonolit, Zeitalter: Kenozoikum, Verwendung: Herstellung von Bierflaschen")

Als nächstes erblickte ich dann das beeindruckende Schloss. Hier berieten die Herrscher von Österreich, Preußen und Russland 1813, wie man gegen Napoleon vorgehen könnte.

Das Museum im Schloss hat zwar (wie extrem viele Einrichtungen) montags Ruhetag, aber wir konnten zumindest die Außenanlagen durchstreifen.
Hier verschwindet die Geliebte von Kaiser Rudolph II. in einer Mauer.

Im Garten laufen Pfauen und andere Vögel mit ihren Küken frei herum.

Das war auch schon alles, was Brandýs zu bieten hat. Ich würde nicht empfehlen, weiter hinauf in die Stadt zu fahren. Selbst auf dem Marktplatz ist der Verkehr so laut, dass man sich kaum unterhalten kann.

Die Straße dorthin ist grässlich, Bützower Architektur in Verbindung mit Stuttgarter Luftqualität. Wie kann es sein, dass es auf der stark befahrenen Hauptverkehrsstraße mitten im Stadtzentrum teilweise nicht mal Bürgersteige gibt?

Nix wie raus hier! Der gute Radweg am Südufer geht überraschenderweise noch weiter.

Bei einem Sturm sind hier kürzlich viele Weiden und andere Bäume umgeknickt.

Auf einem Abschnitt wird der Radweg erneuert. Bis dahin geht es auf einem Pfad daneben durch Weidentunnel.

Wir übernachten diesmal in Čelákovice und kamen gerade noch rechtzeitig vor dem Regen an.
Durch Zufall erfuhren wir hier, dass Hotels offenbar jeden Touristen mit ausländischem Ausweis der Behörde melden müssen.
Eigentlich wollten wir mal wieder schön tschechisch essen gehen. Doch wir entdeckten nur ein koreanisches Restaurant namens Gangnam Style. Dort bediente uns der Bürgermeister. Der hatte nämlich eine Sportwette mit dem koreanischen Restaurantbesitzer verloren, als das koreanische Team das tschechische besiegte. Deshalb musste er einen Abend lang kellnern. Er zeigte ein strahlendes Lächeln, stellte die Getränke mit mechanischen Bewegungen ab und verschüttete einmal eine Suppe.

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