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Von Cuxhaven nach Otterndorf

Dienstag, 1. Juli 2008

Von Cuxhaven nach Otterndorf

Vor zehn Jahren, im Sommer 2008, begann der erste Tag der ersten Staffel unserer ersten Radtour. Wir hatten uns die Elbe vorgenommen, und zwar ab der Mündung. Der Radatlas führt genau andersrum, in Richtung der Mündung. Deswegen mussten wir alle Karten und Wegbeschreibungen rückwärts lesen.
Andererseits war die Anreise (mit der Bahn, wie bei fast allen unseren Touren) zur Mündung nicht so weit. Und wer vom Meer weg fährt, hat zunächst ziemlich zuverlässigen Rückenwind.

Die Elbe mündet in Cuxhaven in die Nordsee. Damit der Beginn des Meeres auch eindeutig zu erkennen ist, haben die Cuxhavener ein hölzernes Konstrukt als Markierung aufgestellt, die Kugelbake.
Außerdem war dieses hölzerne Türmchen früher für viele Auswanderer nach Amerika das Letzte, was sie vom Schiff aus von Europa sahen.
Hier also beendet die Elbe ihre lange Reise, die sie im Riesengebirge in Tschechien begonnen hat. Wir dagegen haben den ganzen Weg noch vor uns.
Besonders gespannt waren wir auf das sagenhafte Phänomen von Ebbe und Flut und welche Gezeit wohl gerade aktiv sein würde. Vor Ort entdeckten wir eine Art Fast-Ebbe mit etwa dreißig Zentimeter hohem Wasserstand. Solange wir im markierten Badebereich blieben, konnten wir uns die Oberschenkel nur nass machen, indem wir uns hinknieten.
Übrigens ist die Elbe hier nur aus geographischer Sicht zu Ende. Aus nautischer Sicht geht die Elbe hinter der Kugelbake noch ein wenig weiter, und zwar als sogenannte Außenelbe. Das ist eine tiefe Rinne im Matsch, auf der Schiffe aus dem Watt rausfahren können. Solange sie sich zwischen den Bojen halten, bleiben sie nicht im Matsch stecken. An einer finalen Boje endet die Außenelbe mitten im offenen Meer. Wir haben die Außenelbe nicht in unsere Tour einbezogen, da man im Watt nicht Rad fahren kann (nicht mal bei Ebbe).

Cuxhaven ist ein eher schmuckloser Ort mit ziemlich vielen Ziegeln.

Es gibt da sogar einen Ziegelleuchtturm.

Der sieht aber eher wie ein Fabrikschlot aus.

Da ist dieser Leuchtturm doch wesentlich glaubwürdiger!

Und das ist die Elbe. Hier sieht man auch direkt, wieso die Kugelbake unbedingt nötig ist: Anfangs ist der Fluss mehrere Kilometer breit und trennt Schleswig-Holstein von Niedersachsen. Das andere Ufer mit Schleswig-Holstein verbirgt sich im Nebel. Wellen klatschten auf den Radweg und durchnässten unsere Schuhe. Da kann man als Kind schon mal hundertprozentig davon überzeugt sein, das Meer vor sich zu haben. Ein Fluss ist schließlich etwas, das mehr als ein Ufer hat.

Und dann ging unsere erste Tagesetappe von lediglich 25 Kilometern richtig los. Ein breiter Radweg führt neben dem Deich entlang, diesmal mit ausreichendem Sicherheitsabstand zwischen der Elbe und unseren Schuhen. Es sei denn, ein Kind rennt begeistert zur Elbe, weil es dort besondere Steine, Muscheln oder allgemein Wasser gibt.

Das Gras auf dem Deich wird von verschiedenen Nutztieren kurz gehalten. Regelmäßig mussten wir vor Viehsperren abbremsen und das Gatter öffnen. So gelangten wir in einen anderen Weidebereich mit anderen Tieren und anderen matschigen Hinterlassenschaften auf dem Radweg.
Einmal spielten mehrere Kühe mit uns Verkehrskontrolle. Auf die schlammige Wiese auszuweichen, war keine gute Idee. Und die Biester sind erstaunlich mutig. Um sie zum Weggehen zu zwingen, muss man wirklich richtig schnell und selbstbewusst auf sie zufahren, statt sich jeden Moment auf eine Vollbremsung vorzubereiten.

Das andere Ufer ist immer noch nicht aufgetaucht. Früher gab es in dieser dicken Trichtermündung viele kleine Inseln, das war also eine Art Delta. Durch menschliche Einflüsse ist der Wasserspiegel gestiegen und sie sind untergegangen.

Irgendwann wollte sich das Wetter nicht mehr so brav beherrschen, wie es das den ganzen Tag über getan hatte. Ein ordentlicher Wolkenbruch mit zusätzlichen Windböen durchnässte uns komplett. Mit T-Shirt und kurzer Hose ist das wirklich unangenehm.
Dabei kamen wir an einem Zeltplatz vorbei. Mehrere Zelte hatten sich in nasse Planen mit fuchtelnden Gestalten darunter verwandelt. Immerhin: Uns erwartete ein warmes Hotelzimmer. Die nicht.
Am Ortseingang von Otterndorf hatten ein paar Kühe auf einem Boot Zuflucht vor dem Regen gesucht. Das sah lustig aus. Leider versagte die Kamera in diesem Moment, deshalb gibt es davon kein Foto.

Otterndorf besteht im Wesentlichen aus Backsteinen und weißen Balken. Das sieht ziemlich schick aus.

Am nächsten Morgen haben die Einwohner ihr ganzes Zeug vor die Tür gestellt und verkauft, sodass wir unser Geld auf einem kunterbunten Flohmarkt ausgeben konnten.

Über unseren Köpfen trocknete Wäsche. So eine Wäscheleine hätten wir für unsere regennassen Sachen auch gebrauchen können.

Es gibt auch Dinge in Otterndorf, die ohne weiße Fachwerkbalken auskommen: Erstens die Kirche...

...und zweitens die Statuen.

Für unsere erste Übernachtung hatten wir das Hotel zur Post ausgewählt. Zum ersten Mal waren wir in einem richtigen Hotel! Da gab es richtig faszinierende Sachen, zum Beispiel Betten, Schränke...

...und einen Fernseher! (Zu Hause gab es so was ja nicht. Obwohl, Betten und Schränke schon.)

Die Sendung mit der Maus hat einmal eine mehrteilige Dokumentation über die Elbe gedreht. Die waren allerdings nicht mit dem Fahrrad, sondern mit einem Dampfer unterwegs, einmal auch mit dem Helikopter. Die Strecke zwischen Hamburg und Cuxhafen wurde da einfach mit dem Satz "Dann kommen noch ein paar Windräder." zusammengefasst.
Dieser Tag war ein Viertel der paar Windräder.

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