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Von Cuxhaven nach Otterndorf

Sonntag, 6. Juli 2008

Von Lauenburg nach Bitter

Lauenburg war der letzte Ort in Schleswig-Holstein. Ab heute verläuft der Europa-Radweg Eiserner Vorhang auf dem Elberadweg. Die Grenze zwischen MV und Niedersachsen liegt heute ein bisschen weiter nördlich. Die Dörfer hier gehörten nämlich eigentlich zu Lüneburg und wurden von den Alliierten eigetauscht, nach der Wende wollten sie (wie so viele Bürger) lieber zurück in den Westen.
Die Elbe war schon oft eine Grenze: zwischen den Slawen und dem Römischen Reich, später dann dem Reich von Karl dem Großen oder zwischen den grauschwarzen Nebelkrähen (Ost) und den schwarzen Rabenkrähen (West). Doch die grenzwertigste Zeit war zweifellos der Kalte Krieg, als die Elbe die Grenze zwischen Deutschland und Deutschland war. BRD-Bürger hatten einen Fluss mit nur einem Ufer, DDR-Bürger hatten gar keins, weil der Zaun dazwischen war.
Ursprünglich hatten sich die Alliierten entschieden, die gesamte Elbe solle zum Westblock gehören. Aber dann praktizierten sie es doch so, dass die Grenze genau in der Mitte verlaufen sollte. Das führte immer wieder zu Streit, denn der Pegel der Elbe scherte sich nicht um menschliche Grenzen. Er verschob den Sand und damit die Fahrrinne für Schiffe nach Lust und Laune mal in den kommunistischen und mal in den kapitalistischen Bereich. Die Wessis durften auch mit Sportbooten auf der Elbe fahren.
Der kalte Kampf der Wirtschaftssysteme ist ein Grund, warum die Elbe so viel natürlicher ist als die anderen großen Flüsse Mitteleuropas. Der andere Grund ist, dass die Deutschen in den 1920ern anders als die Tschechen keine Stauwehre reingebaut haben, weil sie nicht das Geld dafür hatten.
2011 wurde die Elbe zur Nebenwasserstraße runtergelevelt, damit die Natur auf diesem hohen Level bleibt.

In dieser Gegend haben alle Häuser Angst vor der Elbe und verstecken sich ängstlich hinterm Deich. Von dort aus lugen sie vorsichtig zwischen Bäumen hindurch.

Wenn die nächste Sturmflut kommt, kriegen es die Störche auf ihrem Ausguck zuerst mit.

Zwischen Deich und Flussbett ist noch genug Platz, wo sich der Fluss gegebenenfalls so richtig austoben kann.

In Bleckede stehen die Türme und Gräben eines Elbschlosses aus dem 13. Jahrhundert. Im Schlossmuseum haben wir uns das Infozentrum zum Biosphärenreservat Elbe angesehen. Vor allem haben wir dort Bilder von Wasservögeln abgepaust, weil die so lustig aussehen.

Auf einer Pause schöpften wir Wasser aus diesem Boot. Leider war es angekettet, sonst hätten wir es gerne ausprobiert.

Und so lagen wir nach 50 am Zielort herum. Übrigens auf dem asphaltierten Radweg und nicht auf einer weichen Wiese, auch wenn es auf den ersten Blick anders aussieht.

Diesmal übernachteten wir in Bitter in einer Bett-and-Bike-Ferienwohnung.

Die liegt auch in einem dieser ängstlichen Häuser. Im oberen Schlafzimmer entdeckten wir ein Foto, auf dem zu sehen war, wie das Wasser bei einer Flut tatsächlich fast den Radweg oben auf dem Deich erreicht.

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